Akademischer Abend 2025

Der Akademische Abend stellt die Geburtstagsfeier des Akademischen Verein Darmstadt dar, welcher am 11.01.1872 in freundschaftlicher Verbundenheit von Professoren und Studenten der TU Darmstadt gegründet wurde. Aus diesem Anlass lädt der Verein jedes Jahr die Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeiter und Freunde der TU Darmstadt ein, um den Abend mit seinen Mitgliedern zu feiern. Der wissenschaftliche Vortrag und anschließende akademische Austausch, stehen dabei im Mittelpunkt der Festlichkeiten.

Sehr geehrte Professorinnen und Professoren,
liebe Bundesgeschwister, Freunde und Freundinnen des AVs,

Wir haben die große Freude euch auch dieses Jahr wieder zu unserem akademischen Abend einzuladen. Dieser findet am 24.01.2025 um 19:00 Uhr Justus-Liebig-Haus statt. Für den Abend hat Prof. Dr. Christoph Becker einen Vortrag mit dem Titel:

„Globale Kapitalmärkte und der verfehlte Sinn des Lebens“

vorbereitet. Ein hochaktuelles Thema, mit dem sich viele bestimmt schon beschäftigt haben und vielleicht auch eine neue Perspektive für einige. Wir freuen uns darauf, diesen Vortrag mit euch zu hören und im Anschluss zu besprechen!

Wenn Sie einen überzeugten Materialisten nach dem Sinn des Lebens fragen, wird er Ihnen vielleicht antworten: "Hoher, stabiler Konsum über die Zeit". Das ist jedenfalls das ultimative Ziel des rationalen, repräsentativen Investors in der Finanztheorie. Da Arbeitseinkommen relativ zu Kapitaleinkommen wenig steigen, ist die Investition in Wertpapiere für viele Menschen die einzige Chance, dieses hohe Konsumniveau bzw. die materielle Unabhängigkeit zu erreichen, und sei es erst langfristig zum Renteneintritt. 

Der globale Kapitalmarkt bietet scheinbar die große Freiheit des Investierens: Wir entscheiden, wann wir kaufen oder verkaufen; wir bestimmen unser Risikoprofil; wir definieren unsere Werte bei der Geldanlage; und die weltweite Auswahl an Wertpapieren ist enorm. Und doch kann der globale Kapitalmarkt die drohende Rentenkrise nicht verhindern, und die Bilanz werte-orientierter Fonds ist ernüchternd. Paradoxerweise führt gerade die große Freiheit der Kapitalmärkte langfristig in die Unfreiheit für Individuum und Gesellschaft, mit sehr ungünstigen Rahmenbedingungen für unsere menschliche Entwicklung und ein sinnerfülltes Leben. 

Als Ausweg schlage ich eine wohldosierte Regionalisierung des Finanzsystems vor, um Entscheidungsmacht wieder zu den Menschen zurückzubringen, die von den Entscheidungen betroffen sind. Um Verantwortung für unser Leben und unsere Entscheidungen übernehmen zu können, müssen wir die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verstehen können. 

Ich argumentiere in diesem Vortrag, dass das Verständnis dieser äußeren Bedingungen Überschaubarkeit voraussetzt, und Überschaubarkeit bedingt regionale Finanzsystemstrukturen. Konkrete Beispiele sollen belegen, dass die Idee der wohldosierten Regionalisierung realistisch ist und unmittelbar umgesetzt werden kann.